Demokratie von klein auf lernen
Das neue Klettergerüst für den Kindergarten können die Erzieher ganz einfach im Katalog aussuchen, bestellen und von einer Fachfirma aufbauen lassen. Möglich ist es aber auch, die Kinder aktiv am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Welche Kletterwand gefällt uns? Wo soll das Gerüst stehen? Welche Farbe sollen die Sprossen bekommen? Mit Hilfe solcher Entscheidungsprozesse werden die Mädchen und Jungen schon früh ans demokratische Denken herangeführt – und vor allen Dingen ernst genommen. Wie dies im Arbeitsalltag gelingt, erfuhren rund 50 Fachkräfte aus Kindertagesstätten, Familienzentren und Grundschulen beim Fachtag „Mitentscheiden und mithandeln“ in der städtischen Einrichtung Kultur-Integration-Quartier in Siegen. Die Organisation übernahmen Anna Butzek von der Integrationsagentur der Diakonie in Südwestfalen und Monica Massenhove, Bereich Integration der Stadt Siegen.
„Es wird immer deutlicher, dass wir in Zukunft mehr denn je entscheidungsfähige Erwachsene brauchen“, stellte Nina Stahl, Geschäftsführung der evangelischen Kindertageseinrichtungen im Kreis Siegen, in ihrem Grußwort fest. Deshalb sei es ihr zufolge wichtig, das demokratische Verständnis bereits in Kindergärten und Grundschulen erlebbar zu machen und frühzeitig zu fördern.
Das Konzept „Mitentscheiden und mithandeln“ wurde von der Bertelsmann Stiftung, dem Institut für Partizipation und Bildung, der Fachhochschule Kiel sowie der Universität Hamburg entwickelt. In Workshops vermitteln so genannte Partizipatoren die Grundlagen des Konzeptes an das Fachpersonal. In Siegen stellten Andrea Wollner und Sandra Niggemeier die Grundlagen vor und gaben einige Tipps mit auf den Weg. Im Zentrum des Konzeptes stehe demnach, Kinder und Jugendliche vor dem weit verbreiteten „Adultismus“, also der Diskriminierung allein des Alters wegen, zu schützen. Sandra Niggemeier: „Wir müssen die Kinder ernst nehmen und ihnen eigene Entscheidungen auch zutrauen.“
Die Veranstaltung war Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“. Einer der Förderschwerpunkte liegt in diesem Jahr in Siegen auf der „frühkindlichen Demokratieförderung“.